Schwimmteich auf Naturpool umbauen, geht das?

Ich hatte vor kurzer Zeit ein interessantes Telefonat mit einer Kundin. Sie haben einen 25 Jahren alten 90 m2 großen Naturteich, mit dem Sie nicht zufrieden waren. Er war die meiste Zeit grün und starke Algenbildung. Grund war jedoch nicht das Konzept Schwimmteich, sondern eklatante Baumängel wie z.B ein verunglückter Wasserfall, wo vom Hang dahinter bei Regen Oberflächenwasser eindringen konnte. Die nicht existente Randsperre machte die Situation nicht besser. Dazu noch direkt am Waldrand gebaut, wo starke Einträge von Blättern, Blütenstaub und Sonstiges an der Tagesordnung sind.
Der Schwimmteich hatte in der Mitte ein 2m tiefes Betonbecken mit ca. 24 m2, dessen Oberkante 40cm unter der max. Wasserhöhe endete. Rundherum 3-4 m breite Pflanzzonen, die schräg von 60 cm Tiefe bis an den Rand reichten. Hier die Skizze des Teiches.

Der Grund unseren Gespräches war der Wunsch nach einem Umbau zu einem Naturpool. Die Begründung war, das dieser ja weniger Arbeit verursache. Man müsste ja nur eine Filter dazu bauen und dann wäre das schon ok. Ist das wirklich so? LEIDER NEIN!

Sehen wir uns mal die Unterschiede zwischen Schwimmteich und Naturpool an.

Schwimmteich:

• Wasseraufbereitung funktioniert über Planktonsedimentation. Das bedeutet, tierisches Plankton wie Daphnien und andere Filtrierer fressen einzellige Grünalgen. Diese sind für die Grünfärbung im Schwimmteich verantwortlich. Wenn das tierische Plankton fast alle Grünalgen gefressen hat, gibt es die Klarwasserphase, wo wir 2-4m am Boden sehen. Dann verhungert mangels Nahrung ein Teil des tierischen Planktons und sinkt zu Boden. Diesen Vorgang nennen wir Planktonsedimentation. Die nützlichen Filtrierer brauchen aber eine Rückzugsort, und zwar die Unterwasserpflanzzonen.
• Pflanzzonen, sollen mindestens so groß, wie der Bereich zum Schwimmen sein. Die Hälfte davon sollten tiefe Unterwasserbereiche sein.
• Tiefe im Schwimmbereich mindestens 2 Meter, besser 2,5.
• Ein Skimmer der max. 2 Stunden am Tag läuft ist möglich
• üppige Pflanzen und Tierwelt
• Wasser kann bei Nahrungsüberangebot auch mal grün sein

Naturpool:

• Wasseraufbereitung durch Biofilmaufbau im Filter. Der Biofilm verwendet beim Wachstum Nährstoffe aus dem Freiwasser und baut diese im Filter ein.
• Dafür ist ein permanenter Pumpeneinsatz notwendig
• keine bis minimalsteter Pflanzenbesatz (in einem gut gebauten Naturpool kümmern die Pflanzen, da sie nicht ausreichend Nährstoffe zum Wachsen vorfinden)
• wenig Platzbedarf (bei einem Naturpool mit 7×4 reichen 4 m² zur Aufbereitung.
• kein Lebensraum für Tiere
• im Normalfall immer klares Wasser

Wie es nicht funktionieren kann:

Einfach nur einen Filter zu dem bestehenden Teich dazu bauen, würde möglicherweise klareres Wasser bedeuten, aber im Teich würden sich in massenhaft Fadenalgen bemerkbar machen. Warum passiert das? Für jede Situation gibt es besondere Spezialisten in der Natur, und bei durchströmten Wasser sind es die Fadenalgen. Sie wachsen fest an Oberflächen wie Steinen oder Folien fest. Durch die starke Durchströmung der Filterpumpen fühlen Sie sich wie bei Running Sushi. Fixer Platz, und trotzdem permanent Futter zum Wachsen. Da steht meterlangen Fadenalgenwachsum nicht im Wege.
In diesem Beispiel haben wir noch massive Einträge durch den Bachlauf und über den Rand, die das Algenwachstum zusätzlich beschleunigen.

Wie kann der Umbau zu einem Naturpool aussehen:

Zuerst muss man sich klar sein, das für den Umbau in diesem Fall nur das Betonbecken verwendet werden kann. Alles andere ist rückzubauen und zu entsorgen. Bautechnisch sieht es so aus, das wir die Wände des Betonbeckens 10 cm über das Umgebungsniveau aufmauern. Nun haben wir innen ca. 2m Tiefe, die für ein Naturpool möglich ist, aber nicht ideal. Ich empfehle Naturpools mit einer Tiefer von 1,5m Wassertiefe, da wir hier überall stehen können. Das erleichtert das Spielen mit den Kindern ungemein!

Nun brauchen wir noch einen Platz für den Filter. Der kann je nach Situation auf jeder Seite des Beckens angebracht werden und bei Bedarf auch mit einem Holzsteg überbaut werden. Nun neu folieren, bei Bedarf Boden und Stiegen einbauen, Filter einbauen und dem Badevergnügen steht nichts im Wege.

Gerade in diesem Fall ist eine manuelle Abdeckung zu überlegen. In den Zeiten, wo starker Laubfall oder Pollenflug ist, könnte der Naturpool abgedeckt werden.

Sie haben eine erdmodellierten Schwimmteich, den Sie umbauen wollen?

Hier hilft in den meisten Fällen nur der Einbau eines neuen Betonbeckens. Also hier wird der Schwimmteich komplett rückgebaut, und dann eine nagelneues Naturpool gebaut.

Ihr neuer Naturpool soll ähnliches Erscheinungsbild wie der vorherige Schwimmteich haben?

Auch hier gibt es eine Lösung, den Kombiteich. Hier wird der Naturpool erstellt, und auf einer oder mehreren Seiten eine dekorative Pflanzzone erstellt. Diese Wasserzonen sind nicht mit dem Naturpool verbunden. Man stellt sie sich als eigenen Zierteich rund um den Naturpool vor.

Doch Achtung! Wenn sie sich für einen Naturpool entschieden haben, weil Sie nicht mehr so viele Frösche haben sollten, dann ist der Kombiteich kontraproduktiv. Denn die dekorativen Pflanzflächen sind der perfekte Lebensraum für Tiere wie Frösche.

Fazit: Der Gedanke, nur eine Filter im Schwimmteich zu installieren, ist bestechend. Aber leider komplett dekonstruktiv und sinnlos. Um wirklich Freude zu haben, ist eine konsequente Umsetzung aller notwendigen Qualitätspunkte eines Naturpools notwendig.
Man muss sich auch bewusst sein, das vom vorherigen Teich nur wenig bis gar nichts verwendet werden kann. So kommt bei der Investition des neuen Naturpools auch die Entsorgung des alten Schwimmteiches dazu. Belohnt werden Sie jedoch mit hautfreundlichen klaren Badevergnügen und einer neuen Qualität des biologischen Badens.